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Wohlwollen

Anregungen zur  Anbahnung

 

 

www.wolfgang-pasch.de

Anregungen zur Anbahnung von Wohlwollen

Wohlwollen ist gleichzusetzen mit einer Haltung bzw. einer kontinuierlichen inneren Einstellung. Es beinhaltet eine wertschätzende und offene Bereitschaft der Wahrnehmung anderer und auch seiner selbst.

Somit muss hier im Zusammenhang mit Aus- und Weiterbildung zu helfenden und therapeutischen Berufen festgestellt werden, dass hier ein echtes Bildungsziel vorliegt. „Bildung des Menschen ist Werk-seiner-selbst; er muss sich selbst bilden." Somit kann Wohlwollen nicht beim Lernenden hergestellt werden, sondern kann bestenfalls angebahnt werden.

Welche Möglichkeiten zur Anbahnung von Wohlwollen sind denkbar? Welche Wege und Türen können aufgezeigt werden, die von den Lernenden genutzt werden können, aber nicht zwingend genutzt werden müssen, und die bestenfalls Augen öffnen können?

Diese nachfolgenden Anregungen können darauf abzielen, die vorher genannten Bedingungen der Möglichkeit von Wohlwollen systematisch zu fördern:

Reflexion

Die Selbstreflexion, d.h. die Reflexion eigener Werte, Ziele, Denkstile und Erwartungshaltungen, ist ein wesentlicher Aspekt in Bezug auf die mögliche Anbahnung einer wohlwollenden Haltung. Aber auch das Wissen um die Subjektivität der Wahrnehmung spielt eine bedeutende Rolle, denn es wirkt sich aus auf die Beziehungsgestaltung und das Verstehen anderer.

Regelmäßiges Feedback, reflexive Betrachtung der Selbst- und Fremdwahrnehmung, die Bewußtmachung und Hinterfragung der eigenen Selbstgestaltung und der Selbstgestaltung anderer, das Üben von Kommunikation und der differenzierte Umgang mit Sprache sind entsprechende methodische Möglichkeiten. Methoden der Themenzentrierten Interaktion und das Sokratische Gespräch können ebenfalls sinnvoll eingesetzt werden. 

Handeln

Wohlwollen beinhaltet nicht nur eine Haltung, sondern auch eine Handlungsbereitschaft und ein Handeln. Handeln ist hier als reflektiertes, bewusstes und begründetes Tun zu verstehen. Darum ist es wichtig zur Anbahnung von Wohlwollen, verschiedene Aspekte des Handelns in die Aus- und Weiterbildung zu integrieren.

Der Lernende muss also tatsächlich handeln können. Die Wirkungen seines Handelns sollten zudem bewusst gemacht und reflektiert werden können. Helfendes Handeln kann vom Empfänger auch ablehnend beantwortet werden. Damit Therapeuten und Helfende mit solchen Situationen nicht alleine gelassen werden, empfiehlt sich eine Betrachtung und Aufarbeitung des Erlebten im Sinne von BALINT-Arbeit. Im Rahmen von Ausbildung kann den Lernenden außerdem die Möglichkeit gegeben werden, sich eigenverantwortlich in der Schulorganisation zu engagieren ("Just-Community"). Lernende bekommen so ein Übungsfeld für das Miteinanderumgehen, Problemlösen, Handeln und die Übernahme von Verantwortung.

Vorbilder

Ob wohlwollendes Handeln im Sinne von Vorbildlichkeit dazu führt, dass es vom Lernenden in der Tat übernommen wird, ist ungewiss. Allerdings ist es höchstwahrscheinlich, dass ein Lernender, der in der direkten Begegnung mit dem Lehrenden erlebt, dass er mit seiner individuellen Wirklichkeit wahr- und ernstgenommen wird, die Wirklichkeit seines Gegenübers (z. B. eines Patienten) ebenso wahrnehmen und zur Grundlage seiner Handlungsentschließung machen wird. Unabhängig vom konkreten Lehrinhalt bietet die gelebte Kultur des direkten Miteinanders eine Möglichkeit des indirekten Einwirkens auf den Lernenden im Sinne eines "Lernens am Modell". Durch direktes Handeln eines Gegenübers erlebtes Wohlwollen wirkt in der Regel intensiv und nachhaltig.

 

Die oben kurz beschriebenen Überlegungen zum Wohlwollen und den Möglichkeiten zur Anbahnung einer wohlwollenden Haltung sind in nachfolgender Diplomarbeit ausführlicher nachzulesen:

Silke Güsken, Wolfgang Pasch, Arno Zweden; Wohlwollen lehren - konzeptionelle Überlegungen zur Anbahnung einer wohlwollenden Haltung bei Auszubildenden in den Pflegeberufen; Kath. Fachhochschule NW Köln, Fachbereich Gesundheitswesen; Juni 2006